Bauskandal, Handwerkerskandal, Aktienmanipulation, Beschönigung von Kennzahlen, Untreue, Korruption … jedes Jahr liest man Fraud-Artikel zu diesen Themen auch in Österreich.
Eine mögliche Erklärung ist, dass Corporate Governance, Risikomanagement und Compliance (GRC) in vielen Branchen meist besser verankert ist, als in der Bau- und Immobilienwirtschaft.
Das Fraud-Dreieck bestehend aus Gelegenheit, Motiv und Rechtfertigung zeigt die Systematik der kriminellen Energie.
Ethik und Transparenz sollten bei Immobilienunternehmen an der Tagesordnung stehen. Um dies nachhaltig zu gewährleisten ist ein funktionierendes IKS von Nöten. Die Problematik der Chinese Walls zwischen den einzelnen Abteilungen in Konzernen aber auch bei KMU führt dazu, dass der Vorstand bzw. die Geschäftsleitung unterschiedliche Informationen und Kennzahlen erhalten.
Weiters agieren die meisten Kontrollsysteme autark und greifen nicht auf die gleiche Datenbasis zu. Meist kommen die Unterschiede zwischen den Reportings der Finanz und operativen Ebene erst zu Tage, wenn bereits Entscheidungen getroffen wurden anhand eines unzureichend geprüften Datenmaterials.
Standards in der Immobilienwirtschaft sind zwar im Financial Reporting (z.B.: IFRS) vorhanden, beim Reporting der operativen Abteilungen sind diese jedoch nur bedingt (z.B.: EPRA) zu finden. Belegungsgrad, Leerstehungsraten, effektive Miete, Mietausfälle, Kündigungsdaten und auch Indexierungsdaten werden in Unternehmen unterschiedlich definiert und gelebt.
Eine Vergleichbarkeit in der Branche ist somit nur teilweise gegeben, anhand der Geschäftsberichte können nicht immer eindeutig vergleichbaren Analysen vorgenommen werden, auch wenn diese nach EPRA Standards erstellt worden sind.
Die Implementierung von Standards wie ISO 19600 Compliance Management Systems, ISO 37001 Anti-Bribery Management Systems, ISO 31000 Risk Management sind in den meisten Branchen verankert, auch die Bau- und Immobilienwirtschaft sollte hier nachziehen. Ein eigener Standard für Real Estate Unternehmen sowie eine unabhängige immobilienspezifische Zertifizierung wäre ein Weg, um in Zukunft eine größtmögliche Vergleichbarkeit und Sicherheit vor dolosen Handlungen sicherzustellen.
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